Der Nordharz in seiner ganzen kulturellen und natürlichen Schönheit.

Da ist ein mit flüssigem Glas gefüllter Tiegel. Vor ihm stehen zwei mit Leder geschützte Männer die jeder einen Stab in der Hand halten. Diese ähneln zwei großen Blasrohren.
Sie werden von ihnen in die flüssige Glasmasse getaucht. Tatsächlich, es hängt an ihrem Ende je ein recht dicker, weißglühender, eher einem Honigtropfen ähnelnder, glühend heißer  Glasklumpen. Und nun blasen die beiden tatsächlich mit dicken aufgeblasenen Backen in das „Pusterohr“. Unter ständigem Drehen mit den Händen beginnt der Glasklumpen allmählich eine gewisse Birnenform darzustellen.
Nach etwa einer halben Stunde und bei ständigem Tauchen in eine Flüssigkeit erscheinen zwei wunderschöne, geschwungene, kunstvolle, schlanke Gefäße, welche auf ein Trockengestell gestellt werden. Auf diesem müssen sie 2-3 Wochen abkühlen und so entstehen zwei nur mit dem Mund geblasene, wunderschöne, kostbare Vasen. Dies in der gleichen handwerklichen Technik, wie schon vor ein paar tausend Jahren.
Urahne, Großvater, Vater und Kind  (Abwandlung eines alten Gedichts), in einer Werkstatt zusammen sind. Abgelagerte Hölzer werden nach einer Vorbehandlung nach alter, ihnen bekannter  Erfahrung in eine Art Form gesteckt. Dann mit dem ersten Ring zusammen gezwungen. Dies auch mit kräftigen Schlägen mit den dritten und vierten, fast glühenden Ringen und mit kräftigen Schlägen über die Hölzer, ohne Nut und Feder in gleichmäßigen Abständen verbracht. Allmählich entsteht so aus ehemals geraden Hölzern eine ovale Fassform. Die Ringe schrumpfen auf die Hölzer auf und es entsteht ein Fass. Boden und Deckel sind schon mit eingezwungen. Eine gekonnte Feinbearbeitung der Oberfläche und dass Fass ist so gut wie fertig. Ja es gibt sie noch die alten Böttcher. Und die wenigen können sich über mangelnde Aufträge nicht beklagen. Wir alle haben sämtliche Arbeitsgänge sehen können. Keiner, auch nicht die Zimmerleute, haben verstanden wie das so richtig gemacht wird, so dass auch wirklich ein Fass dabei zu Stande kam. Tolles altes Handwerk! Ein kleiner Familienbetrieb.
400 m lang, 80 m hoch und am Fuß etwa 60 m sowie in der Krone etwa 20 m breit. Eine Riesenstaumauer. Die Staumauer der Okertalsperre. Welch ein Monster. Kein nach innen gewölbter Segmentbogen, welcher normalerweise bei jeder Talsperre vorhanden ist und somit einen großen Teil des auf ihm lastenden Wasserdruck jeweils in den freien Fels ableitet. Da dieses Verfahren, hier in Folge der nicht vorhandenen Druckaufnahme des seitlichen Gesteins, nicht möglich war, musste hier eine andere Technik angewendet werden. Diese Pläne und Berechnungen wurden bereits Anfang 1930 erstellt. In Folge des dritten Reichs jedoch erst danach gebaut.
Doch hier genug mit den technischen Gegebenheiten. Folgen Sie mir bitte, sagte ein recht brummig wirkender Führer von der Wasserwirtschaft. Nun ging es durch eine fast normale Stahltür hinein in das Monster. Hatten wir nun eventuell kleine schmale Durchgänge vermutet, sollte unser aller Staunen unverkennbar sein. Riesige gewölbte Gänge, dann wieder 20-30 Treppenstufen auf- oder abwechselnd abwärts. Links und rechts etwas versetzt das gleiche Gebilde. Ich schätzte die Mauer bestand aus 70 % solcher Hohlräume und nur zu 30 % aus Beton. Alle ca. 20-30 m hingen ein mindestens 10 kg. schweres Lot über einem Wasserkübel. Dann kamen wir in eine (schätze etwa am Fuß der Mauer) riesige Halle. In Ihrem Mittelpunkt stand eine etwa 15 m lange und ca. 6 m im Durchmesser riesige Maschine.
Nun sollte sich der etwas brummig wirkende Wasserwerker plötzlich zu einem sehr freundlichen und auf alle Fragen ausführliche Erklärungen gebenden Menschen mutieren.
Frage: „Wieso besteht die Mauer aus so wenig Beton und so vielen Hohlräumen“? Antwort: „Stellt euch eine Bienenwabe vor. Diese bestände ausschließlich aus Wachs. Wie leicht könnte man diese mit wenig Kraftaufwand zusammen falten. Eine normale Wabe, welche nur wenig Wachsanteile besitzt, dafür aber das bekannte sechseckige auch nur aus Wachs bestehende Wabenmuster besitzt, benötigt etwa den 9 fachen Kraftaufwand diese zu falten. Die Statik der Mauer ist so angelegt, dass drei solcher Waben nebeneinander wirken und so dem Wasserdruck von 80 m Stand halten können.“
Nächste Frage: „ Was sind das für Maschinen?“ Antwort:„Es sind zwei Generatoren, die jeweils von einer Turbine angetrieben, Strom für etwa 1000 Haushalte liefern.“
Frage: „Was bedeuten die vielen Lote?“ Antwort: „Je nach Wasserstand muss sich die Mauer entsprechend talabwärts neigen. Wäre dies nicht der Fall, dann würde sie brechen.“
Nächste Frage. „Warum tropft und rinnt überall in den Gewölben so viel Wasser herab?“ Antwort: „ Es gibt kein absolut wasserdichtes Baumaterial. Es gibt immer kleine Öffnungen, wenn auch im Nanobereich, die sich bei entsprechender Belastung bis zur Kapillarität öffnen und durch diese fließt eine zuvor genau bemessene Wassermenge. Dies fließt ganz im unterem Teil der Mauer zusammen und die Wassermenge gibt Aufschluss über kleinste Abweichungen innerhalb und an welcher Stelle der gesamten Mauer dieser Vorgang stattfindet.“
Mein eigener Kommentar: „Man wird so alt wie ne Kuh und lernt immer noch da zu.“ Wann und wo kommt man schon in so ein Mammutbauwerk und lernt es zu begreifen?
Da ist in Quedlinburg ein alter Holzbauingenieur.
Das ganze Berufsleben hat er mit der Forschung und Bekämpfung aller Arten von Bauschädlingen verbracht. Nun hat er alle erforscht und bestimmt. Als Krönung seines Wirkens hat er alle nun in einer Riesensammlung zusammen getragen. Um es gleich vorab zu sagen, selbst den Holzfachleuten unter uns war
 dieses Ausmaß völlig fremd. Etwa 10-15 tierische Schädlinge hat er fein säuberlich getrennt aber alle lebendig und munter ihr eigenes Zerstörungswerk demonstrierend ausführlich beschrieben und dargestellt. Vom kleinstem Käfer, dessen Larven langsam aber unweigerlich, alle Hölzer zerstören. Auch eine Riesenraupe von ca. Fingerlänge, die auch ebenso dick war: das Riesenexemplar unter den tierischen Schädlingen. Dann folgte eine große Vielfalt von Schimmel und sonstigen Pilzen. Im Aktivstand und somit lebendig, teils hochgiftig, schafften sie auch am Ende die vollständige Zerstörung eines Bauwerks. Als letzten, aber auch heimtückischsten Schädling zeigte er uns die eigentlich nicht sichtbaren Arten von Schwämmen. Diese zerstörten nicht nur Holz, sie verkieselten auch das Mauerwerk, so dass keinerlei Wärmedämmwirkung mehr vorhanden war. Die Sporen der Schwämme konnten, solang sie keine Feuchtigkeit bekamen, gut hundert Jahre unentdeckt im Staub des Gebälkes überleben. Sobald sie jedoch Feuchtigkeit bekamen begann ihr zerstörerisches Werk. Alle konnten ein Bauwerk schließlich vollständig zerstören. Na, ja, da haben die „Fachleute ganz schön gestaunt und die Laien haben sich gewundert“. So etwas hatte keiner von uns für möglich gehalten.
Da war ein riesiger Platz auf einem Hochplateau. Der sogenannte Hexentanzplatz. Hinauf führte eine Gondelbahn. An dem Hexenplatz schloss sich eine riesige Freilichtbühne an. Hier wurde alles geboten von Lohengrin- bis zu dem Meistersänger, sowie auch typisch auf den Harz bezogene Theaterstücke. Am Rande ging ein echter alter Köhler seinem uralten traditionellen Handwerk nach und hielt den Meiler ganz schön unter Dampf. Wann sieht man dieses noch?
Da war die alte Kaiserstadt von Heinrich dem I., das alte Quedlinburg, die Stadt der Staufer.
Die 1200 Jahre alte Burg. Der Dom mit seinem einmaligen und in Deutschland einzigartigen Domschatz. Dazu das bewohnte Freilichtmuseum, die alte, mittelalterliche Stadt, mit seinen bis zu 800 Jahren alten und säuberlich restaurierten Fachwerkhäusern. Ein ganz besonderer Stil, der von den wissenschaftlich erfassten, rund 200 Arten in Deutschland durch seine Rosettensprache oder Inschrift ganz besonderes hervorragt. Einmalig und nur für den Fachmann erkennbar. Da ist das Rathaus von Wernigerode. Sicherlich auch ein bauliches Kleinod, das man doch einmal im Leben als Bauhandwerker gesehen haben sollte. Da ist das im Krieg völlig zerstörte Halberstadt mit seinem mächtigen Dom, wieder auferstanden aus Ruinen. Als tragenden Teil der Domdecke überspannen drei Baumstämme den Innenraum. Verbunden durch ein so nicht mehr bekanntes, etwa 2-3 m langes Hakenblatt, welches eher einem Zimmermanns knoten ähnlich sieht.
 Sicherlich ein Meisterstück des alten Zimmermanns Handwerks.

Da war das ca. 1000 Jahre alte Kloster Michelsstein. Alte Gewölbegänge und viele kleine Zellen als  Unterkunft der dort ansässigen Mönche, die Akademie der Musikhochschule und ein Instrumentenmuseum mit alten mittelalterlichen Instrumenten sind dort untergebracht. Eben auf diesen alten Leiern, Hörnern und Fagotts spielten die Studenten uns, die wir ja nun ein Stück alter Traditionen darstellen und auch noch heute leben, alte mittelalterliche Weisen. Sicherlich auch ein nicht beliebig oft zu hörendes kulturelles Erlebnis. Alle Mann einen blauen Kittel über die Kluft, einen Helm auf das Köpfchen und los ging die „wilde Fahrt. Einige km hinein in einen alten Bergwerkstollen. Man kauerte in kleinen Loren und es ging immer haarscharf an den nur wenige cm. entfernten Felswänden vorbei. Nach einer halben Stunde waren wir „vor Ort“. Das gesamte Bergmannsgezähe war noch so vorhanden, als sollte sofort mit der nächsten Schicht begonnen werden.
Bohrhämmer steckten in den  Wänden, Sprenglöcher waren  genau nach einem System angebracht. Bleiglanz, Silbermangan, Kupfer, Eisenerz, und sogar 0,4 % Golderz, kurz: alles was es in unserem erzhaltigsten Mittelgebirge gibt. Das Bergwerk war schon rund 1000 Jahre in Betrieb und wurde 1930 stillgelegt. Um dem Ganzen noch einen etwas gruseligen Anblick zu verschaffen, waren Skelette des ca. vor 11000 Jahren ausgestorbenen Höhlenbären aufgestellt. So haben wir auf diese Weise auch nicht nur als Fremde, sondern auch als Einheimische, einen Teil l mitten im Herzen Deutschlands  kennen lernen dürfen, der uns möglicherweise unter den damaligen Begebenheiten, für immer verschlossen geblieben wäre. Dies alles wurde jedoch 2011 zu dem 20. offenen Gesellentreffen noch überboten. Es war eine Fahrt mit der einmaligen, zumindest in dieser unwirklichen Naturlandschaft kaum zu erbauenden, alten Brockenbahn. Zunächst ging es mit dem Bus nach Wernigerode. Dann zum „Hauptbahnhof“. Dort wartete jedoch kein ICE oder eine normale Eisenbahn. Nein, statt dessen ein kleines, schnaufendes Etwas, das man nach näherer Betrachtung als eine klein-schnaufende Minilokomotive identifizieren konnte. Ebenso klein und fast unwirklich erscheinende, etwa 6-7 Wagons hingen an diesem kleinen schnaufenden Ungetüm. Alle Mann einsteigen! Los ging es.
Mit riesigem Schnaufen, Pfeifen und Rattern setzte sich das Ganze langsam tatsächlich in Bewegung. Vorbei ging es an den immer weniger und kleiner werdenden Harzer Holzhäusern. Ab und zu ein schrilles Pfeifen. Parallel zu dem winzigen Bahnsteig begleitete uns noch ein Stück des Wanderwegs. An jedem Übergang dieses schrille Pfeifen. Allmählich ging es in einem Urwald-ähnlichen Hochwald. .vorbei an riesigen Steinpilzen. Immer größer werdende Steine machten einem klar: Bis hier hin und nicht weiter könnt ihr kleinen Menschen gehen. Die Steine waren mittlerweile so groß wie ein halbes Einfamilienhaus. Zwischen ihnen ragten riesige Tannen hervor. Ab- und zu vom Wind geknickte und mit Moos überwucherte riesige Tannen, die diesem, sich total selbst überlassen Urgebilde durch ihren normalen Zerfall wieder zugeführt wurden.
Hier im Heimatland der Sachsen und Langobarden konnte sich irgendwo der Sitz von Wotan befinden.  Natürlich hatte Thor mit seinem Hammer auch den riesigen Steinhaufen für die germanische Götterwelt hier errichtet. Elfen und Trolle waren sicherlich auch hier ansässig. In meiner Fantasie sah ich natürlich hinter jedem Stein eine auf einem Besen hockende und nur auf die Walpurgisnacht lauernde Hexe kauern, um dann auf diesem den riesigen Steinhaufen zu umkreisen und dort ihr  Unwesen zu treiben.                     
Wenn man aber einmal diese mythischen Dinge bei Seite lässt, dann erscheint ein ganz anderes, realistischeres Bild. Mitten in einem, scheinbar von uns Menschen total „kultivierten“ Land, hat hier die Natur uns Grenzen gesetzt. Von den eiszeitlichen Gletschern wurde der ehemals vor 400 Millionen Jahren entstandene Meeresboden, mit allen Arten der Tiefengesteine, zu einem riesigen Steinhaufen. Der Harz mit seiner höchsten Stelle, dem Brocken, wurde zu einem der schönsten heute in Deutschland bestehendem Mittelgebirge geformt.
Hatte ich schon als Fremder und später noch mit meiner Frau eine Fahrt von Grindelwald über die kleine Scheidegg bis zur Endstation, Lauterbach und Wengen, welche eigentlich zum Stammprogramm eines Besuchs in der schönen Schweiz gehören sollte, mit der Zahnradbahn gemacht, so war diese Brocken fahrt doch etwas anderes, etwas besonderes. Im Eiger-Mönch- und Jungfraumassiv, ist man auf eine Fahrt in eine überwältigende Naturschönheit vorbereitet. Sicherlich  so überwältigend, dass die Erwartungen noch übertroffen werden.
Doch kehren wir zum Harz zurück. Hier erwartet man so etwas nicht, wenn auch nicht in der Größe wie in der Schweiz, aber in seiner naturgegebenen Besonderheit ist dies alles durchaus vergleichbar.
Schließlich erreichten wir den Gipfel des Brockens. Es war ein wunderschöner Tag mit einer Fernsicht bis Halberstadt und weit in die Magdeburger Börde hinein. Kommt selten vor, und ist auch ein tolles Naturerlebnis. Dann machten wir ein Foto mit 150 Mann in Kluft auf dem Gipfel. Hinein ging es dann zu dem Brockenwirt und wir bekamen die seit Menschengedenken obligatorische Brockenerbsensuppe mit Bockwurst. Dann wieder hinein in das Bähnlein und in  knapp 2 Stunden hatte uns Wernigerode wieder. Alles zum Sonderpreis von 30 € =50 % des Normalpreises. Wirklich für alle, (außer die immer
vorhandenen Flaschenkinder), ein tolles 20. Gesellentreffen.
Doch  wie kam das alles zu Stande? Da muss man schon einen kleinen Rückblick in unsere jüngere Geschichte machen. Der unglückselige Krieg war. vorbei. Deutschland in zwei Staaten geteilt. 1949 gründete sich hier die Bundesrepublik. Man wollte den zweiten Schritt wagen einen demokratischen Staat auf zu bauen. Scheinbar ist dies auch wohl so einigermaßen gelungen.. Genaueres wird eines Tages in den Geschichtsbüchern nachzulesen sein. Kaum nur etwas später gründete sich die DDR. Nach sowjetischem „Vorbild.“ Es ist schon eine Ironie, oder besser eine Perversion sich auch noch demokratische Republik zu nennen. Ein  „Staat“ der seine Menschen in einen großen Käfig einsperrt, bei Fluchtversuch ins Zuchthaus sperrt oder sogar beim Überschreiten der Grenze erschießt.
Es ist geradezu ein Hohn, wenn so eines Staates  erster Ministerpräsident, der Schreinergeselle Willhelm Piek, zufällig und sicherlich einst mit dem gleichen Gedanken als junger Schreiner in die weite Welt hinauszog, um andere Länder, Menschen, Gebräuche und handwerkliche Arbeitsweisen kennen zu lernen, wie wir alle. Hatten früher die Zünfte für die Unterkunft ihrer reisenden Gesellen selber gesorgt, so übernahmen dies im zunehmenden Maße fortan die Kommunen. Die Bauhandwerker schlossen sich zu so genannten Gesellenvereinigungen (Schächte) zusammen und waren in der Regel durch ihr in der Fremde erworbenen Könnens gefragte Fachkräfte. So hatten sie während ihres Arbeitsaufenthalts eine warme Bude, ein Dach über dem Kopf und auch zu essen. Für die Entwicklung der Schächte und dem Bewahren der Tradition hatten die Herbergen für uns eine große Bedeutung. Es ist sicherlich fraglich, ob ohne diese Herbergen das zunftbezogene Reisen sich in der bis heute gültigen Weise überhaupt wieder so entwickeln hätte können.
Die Herbergen nahmen  jedoch ein jähes Ende mit Beginn des ersten und dem noch brutaleren zweiten Weltkriegs. Es waren keine reisenden Gesellen mehr gefragt. Kaiser und später das dritte Reich brauchten stattdessen Soldaten. Die Herbergen wurden geschlossen und gingen in Privatbesitz über. Es ist daher geradezu paradox dass sich die einzige, gerade unter dem stalinistischen Regime, im treuen Gedenken an den großen Wilhelm Piek, eben aus Unkenntnis oder auch Doppelmoral, in seinem Urzustand erhalten hat.
Wie wir alle wissen, über Nacht brach auch diese Diktatur, wie schon viele zuvor und auch danach, über Nacht zusammen. Gerade in Mitteldeutschland, wo schon immer das Reisen einen hohen Stellenwert hatte, hatte man trotz der 40 jährigen Gewaltherrschaft das Traditionelle nicht vergessen. Da waren zunächst die auch schon in die Jahre gekommenen Mitglieder des Harzvereins. In ihrer Obhut mit Unterstützung der Kommune Blankenburg wurde das Objekt nun übernommen. Sicher, zunächst war man recht ratlos. Woher sollte auch das Hintergrundwissen ihnen total bekannt sein? Da waren aber in Quedlinburg Bauhandwerker, die immer, auch zu DDR.-Zeiten in Kluft gearbeitet hatten. Mancher von ihnen wäre mit Sicherheit unter anderen Umständen in einem Schacht gelandet. Über die Gründe ist oben genug gesagt.
Um es kurz zusammen zu fassen. Es gab die Quedlinburger Bauhandwerker und die in Leipzig zusammen geschlossenen Gewandhausgesellen, (Unter ihnen der Kamerad Peter Kunze, welcher auch auf dem Sprung war Freiheitsbruder zu werden. Ich war gerade in Leipzig, als der letzte Fremde in der dortigen Gesellschaft). Es gab damals noch ca. 25 alte Einheimische von uns, sechs Ehrbahre Rechtschaffende Zimmerleute und einige Rolandsbrüder. So hat Peter der nun durch den Mauerbau kein Fremder mehr werden konnte, zu all den Gesellen bis zu ihrem Tode immer Kontakt gehalten. So besaß er natürlich auch das meiste Wissen über das Reisen und erkannte auch, dass dies nicht aus dem Nichts zu Stande kommen kann. Zur Zeit der Wende waren fast alle Schachtsgesellen verstorben. Nur in Magdeburg lebten noch sechs Brüder von uns und es gab auch noch eine Gesellschaft der Rechtschaffenden Zimmerleute dort.
So trafen sich Vertreter und Bürgermeister der Kommune Blankenburg, der Quedlinburger Bauhandwerker, der Leipziger Gewandhausgesellen, der Rechtschaffenden Zimmerleute aus Magdeburg und der Vorstand des Harzvereins. Schnell erkannte man: Dies ist eine einmalige Gelegenheit, ein Stück Kulturgeschichte, unsere Geschichte des Reisens an einem Originalort, in musealer Weise zu dokumentieren und zu präsentieren.
Anfangs bekam man noch Gelder aus den alten Bundesländern und es klappte nebst einigen Spenden auch ganz gut. Nötige Reparaturarbeiten an dem alten Fachwerkgebäude wurden ehrenamtlich von den nichtgereisten ortsansässigen Handwerkern übernommen. Die Schächte ergänzten das Museum mit Exponaten der Geschichte des Reisens. Die Kommune übernahm die laufenden Kosten (Heizung, Strom, Müllabfuhr Versicherung usw.) Der Harzverein sorgte für die personelle Betreuung. Als einen besonderen Schatz im Herbergsmuseum muss man die von Freiheitsbruder Martin Reimers und den Rechtschaffenden, ca. 500 Stück zählende Bücherei mit den alten Lehrbüchern in denen nur für die Denkmalpflege erforderlichen alten Techniken ansehen. Mit ihrer Hilfe ist schon so manche Doktorarbeit geschrieben worden. Die Bücher werden im Moment digitalisiert, so das alle bei Bedarf leichter Zugriff auf ihren Inhalt bekommen können.
Leider wurden die Zeiten für alle Beteiligten schlechter. Mangelnde Arbeit, Überalterung, nicht Vorhandensein oder Abbau von Produktionsstätten usw. machten es immer schwerer das Museum täglich zu öffnen und zu erhalten. Durch die Gründung eines Fördervereins konnte man so einiges abfangen. Aber was nützt ein Förderverein wenn die Hälfte nicht einmal ihre 20 € Jahresbeitrag zahlen. Die Kommune musste all ihre eigenen Museen nebst allen anderen kulturellen Einrichtungen schließen. Es ist eben kein Geld mehr da. Ebenso ist der Harzverein trotz niedriger Mitgliederbeiträge so gut wie Pleite. Wir haben einen CCEG. Gesellen, nämlich Albrecht Lange in den Weisungsberechtigten Vorstand gewählt. Er hat von allem dem kürzesten Weg, nämlich nur 120 km.
Wir denken somit, dass das Reisen daher noch mehr mit seiner eigenen Erfahrung, der Hilfe durch andere CCEG. Gesellen vordergründig dargestellt wird. Wir hoffen auch, dass somit die einzelnen Schächte auch ihren Obolus zum Erhalt des Museums beitragen und ebenso die CCEG. Habe übrigens die genaue Kostenaufstellung, welche auch jährlich dem Finanzamt vorgelegt werden muss hier und werde diese, zu Kamerad Henze senden. (Es ist natürlich vollkommen legitim, wer etwas gibt, der hat auch das Recht zu sehen was mit dem Geld geschieht. War auch sicherlich etwas Schlamperei von mir mit im Spiel.) Hoffe diese Zeilen haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Hoffe, dass alle Schächte sich somit auch etwas ihrer gemeinsamen Geschichte  bewusst werden Hoffe dass unsere Vereinsgründung in Heidelberg auch bald Erfolge aufweisen kann. Dann wären wir diese Sorgen los.
Ich hoffe ganz besonders, dass auch in der Zukunft bei den alljährlichen offenen Gesellentreffen, auch weiterhin so schöne Dinge, wie die diesjährige Brockenfahrt und noch so einige andere Überraschungen auf uns warten.

So verbleibe ich mit kameradschaftlichem und brüderlichem Gruß
der einheimische Freiheitsbruder   
Helmut König

Als PDF hier klicken.



powered by webEdition CMS