Abschlussbericht: Kulturwerkstätten europäischer Wandergesellen in Sibiu

Auch in diesem Jahr fand in Sibiu/Hermannstadt (Rumänien) wieder eine selbstorganisierte Sommerbaustelle von schweizer & deutschen Wandergesellen und französischen Compagnons statt. Im Vordergrund stand die Weiterführung der Sanierung der Casa Calfelor, der historischen Gesellenherberge in Hermannstadt.
Der Umfang der diesjährig durchgeführten Aktionen wurde leider im Vorfeld aufgrund von Autorisierungsproblemen den Ausbau des Daches betreffend sowie dem Mangel an trockenem Bauholz vermindert. Wir mussten deshalb auf das Einziehen einer neuen Deckenbalkenlage und den Innenausbau des Dachraumes verzichten. 
Dennoch gab es ausreichend andere anstehende Arbeiten. Der Veranstaltungsort der diesjährigen Schauwerkstatt war in den alten Handwerkstürmen zu finden, die einstmals mit einer langen Mauer den Stadtwall bildeten. Dies wurde für die Bewohner von Hermannstadt zu einem freudigen Ereignis, da vielen dadurch die Chance geboten war, selbst einmal einen Blick in die zwei Türme und auf unsere Photoausstellung über die einzelnen Schächte/Gesellen zu werfen. 
Innerhalb der Schauwerkstatt konnten die Zimmerer und Tischler Fenster und Türen der Herberge aufarbeiten. Die Schmiede stellten ein Gitter für das grosse Fenster her, um  potenziellen Einbrechern Einhalt zu gebieten. 
Die Steinmetze schufen eine Chimäre zur Krönung des Nagelbaumes, in den jeder durchgereiste Geselle seinen selbstgeschmiedeten Nagel einschlägt. Neben unzähligen anderen kleineren und grösseren Arbeiten am Ausbau der Herberge galt es auch einige Privataufträge zu erfüllen. Dazu gehörten unter Anderem der Abbund und das Richten eines kunstvoll verzierten Pavillons, die Instandsetzung des steinernen Portals der evangelischen Kirche, das Restaurieren eines geschmiedeten Fenstergitters, sowie das Herstellen von Tischen für den Vaddern unserer Stammbeiz.

Erstmalig arbeiteten wir in diesem Jahr mit rumänischen Berufsschülern zusammen, was für alle eine grosse Herausforderung in handwerklicher und kultureller Hinsicht darstellte. Vielleicht hat ja der Eine oder Andere von uns seine pädagogische Ader entdeckt und es wäre ein grosser Erfolg, wenn durch unsere Arbeit hier vor Ort eines Tages wieder einmal ein Rumäne oder siebenbürger Sachse die Wanderschaft antreten würde. 
Kurz vor Ende des Projektes wurde mit erheblichem Aufwand sogar noch eine Dachumdeckung der Casa Calfelor realisiert. Insgesamt schaniegelten, schallerten und schmorten sich 32 deutsche, schweizer und französische Gesellen  durch das Projekt. Aufgrund der alles in Allem sehr gelungenen Durchführung sehen wir uns gezwungen, auch im nächsten Jahr wieder die Stiefel für Sibiu zu schnüren. 
Der Projektzeitraum ist vom 7. Juli bis zum 8. August 2009 geplant. Die Vereinssitzung findet am 9. August statt. Interessierte können sich unter www.gesellenherbergehermannstadt.de  weiter über das Projekt und den Verein informieren. Die Herberge ist ganzjährig für fremdgeschriebene und einheimische Handwerksgesellen und -gesellinen geöffnet und kann natürlich auch ausserhalb des Projektzeitraumes bereist werden. Schaniegelei ist stief in Hermannstadt und auch die kulturellen Erfahrungen sind hier einmalig.


Sibiu, den 16. August 2008
der fremde Freiheitsbruder Robert Pawlowski
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